Infos über Nadja Lana

Nadja Lanas „Körperwesen“ - voyeuristische Porträts von Lust und Angst
Ein Frosch, eine Vulva, ein Delfin, ein Phallus und ein Pferdekopf. Motive, die auf den ersten Blick unzusammenhängend wirken mögen, tummeln sich auf den Leinwänden von Nadja Lana. 

Wie durch ein Fenster gewährt die Künstlerin Einblick in einen Gefühlszustand zwischen Lust und
Angst, der ihr malerisches Schaffen bestimmt und von den BetrachterInnen nicht nur das Sehen, sondern das Zusehen erfordert.
Die starke sexuelle Aufladung der Werke ist nicht zu ignorieren. Dies wird nicht nur durch die konsequente Nacktheit der anonymen Mischwesen vermittelt, sondern auch durch die Wahl der Perspektive und die ausschnitthaften und cinematischen Einblicke suggeriert, die zum direkten Hinsehen zwingen. Die BetrachterInnen werden unmittelbar zu Voyeuren gemacht. 

Sie folgen damit der Künstlerin selbst, die sich in ihren Werken mit der eigenen Lust am voyeuristischen Sehen auseinandersetzt und den Akt des Zusehens auf der Leinwand zelebriert. Doch der Moment der körperlichen Lust wird zugleich von einem Gefühl der Angst begleitet. Es ist eine Angst vor dem Unbewussten, dem Verbotenen und vor den eigenen und fremden Grenzen. 
Eine Angst, die beflügeln und gleichzeitig lähmen kann. Das dabei entstehende dissonante Gefühl der sogenannten Angstlust, welches eine Wechselwirkung zweier konträrer Emotionen beschreibt, transportiert Nadja Lana ausdrucksvoll auf die Leinwand 

Durch die Übersetzung in die Ausdrucksformen der Kunst gelingt es ihr, die wollüstigen und ekstatischen Wesen in konstruierte Räume im Bild zurückzudrängen, um ein lustvolles und gleichzeitig kontrolliertes Beobachten auszuleben und zu erlauben.

Die Objektisierung des Körpers und die damit erfolgende Distanzierung von einer identifizierbaren Person ermöglicht es Nadja Lana, sich dem Körper wie einem Forschungsobjekt anzunähern. Die Künstlerin empfindet ihre Werke selbst nicht als sinnlich oder erotisch, sondern eher als ernüchternd und als ein Ausdruck der „Körperkunde“. Als Vorlage für die erotischen Szenen nutzt sie häufig Fotografien, die sie von ihren Modellen geschossen hat. Teilweise tritt die Künstlerin auch selbst vor die Kamera und wird zum Modell und Forschungsobjekt ihrer eigenen Studien.


Die zentrale Darstellung von Körpern in sexueller Aktion wird zusätzlich von zahlreichen grafischen Elementen ergänzt, die in ihrer Erscheinung zwar zurückhaltender sind, der Gesamtkomposition allerdings als unterstützendes Gerüst dienen, in dem sich die Szene entfalten kann. Auf diese Weise werden Nadja Lanas „Körperwesen“ in rhythmische Architekturen und leuchtende Farbfelder eingebettet, von Schriften umrahmt und von Ornamenten begleitet, welche an die Formen japanischer Holzschnittkunst erinnern. 

Collagenartig stellt Nadja Lana auf diese Weise einen Gefühlszustand dar, der über das Gemalte hinausgeht. Das zweidimensionale Bild darf mehr, als nur gesehen werden. Es vermittelt im Prozess der Betrachtung wiederum ein Gefühl, welches die eigene sexuelle (Un)Scham der BetrachterInnen anspricht und sie schonungslos zu Zeugen/Zeuginnen und VoyeurInnen einer zutiefst persönlichen Erfahrung der Künstlerin selbst macht.


Kunsthistorikerin, Anna Lang

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